Die erste Generation der Bultmanns in der Vahr - Gründung und Aufbau

Wann Friedrich Hinrich Bultmann aus Eydelstedt, der zweitgeborene Sohn von Beke Maria Bultmann und Hinrich Wolting, in die Vahr ge-kommen ist, ist nicht bekannt. Seine erste Spur hinterließ er durch seine Heirat mit Anna Elisabeth Lindhorn aus Hinnebek am 26. April 1782 in der Horner Kirche. Zunächst war er als Gärtner bei Werner Wilckens, Besitzer einer Kattundruckerei in Bremen, auf dessen Vorwerk in der Vahr, dem Gut Rosenthal, tätig. Wie aber kam der ortsfremde Friedrich Hinrich Bultmann schon wenige Jahre später an einen eigenen Hof?

Ein Hinrich Meyer hatte 1784 von seinem Schwiegervater Hinrich Görcks ein Landgut und eine Hofstelle in der Vahr übernommen, die dieser durch Verträge 1774 und 1775 vom Kaufmann Ludwig Arnold Jörgens erworben hatte. Da Hinrich Görcks den Kaufpreis nicht vollständig beglichen hatte, ergingen 1785 ein Urteil und zwei Jahre später ein Vollstreckungsbefehl des Gohgerichts des Holler- und Blocklandes gegen den Rechtsnachfolger von Hinrich Görcks, Hinrich Meyer. Da dieser nicht zahlen konnte, kam es am 21.7.1787 zu einer Versteigerung der Hälfte der Hofländereien, bei der Friedrich Hinrich Bultmann den Zuschlag erhielt. So kam er in den Besitz von land-wirtschaftlicher Fläche mit guter Bodenqualität im zu der Zeit hannöverschen Teil der Vahr. Damit hatte er aber noch keinen funktionie-renden Betrieb, denn die Gebäude waren bei Hinrich Meyer verblieben. Friedrich Hinrich musste also Gebäude errichten, Hofinventar und einen Viehbestand beschaffen, ehe er wirtschaften konnte. Da dieser so genannte Halbhof einer von vier Freihöfen in der Vahr war, brauchten keine jährlichen Kontributionen an den Landesherren, zu der Zeit also an den König von England und Kurfürsten von Hannover, entrichtet zu werden.

Der Hof von Friedrich Hinrich Bultmann lag an der heutigen Bürgermeister-Spitta-Allee gegenüber der Einmündung der Heinrich-Heine-Straße. Bei Hartmann findet sich folgende Beschreibung: Der Wohntrakt war geräumig, neben der großen Stube enthielt er im Erdge-schoss noch eine kleinere rechts von der Seitentür, die dem späteren Altenteiler und dessen Ehefrau vorbehalten war.  Gegen Ende seines Lebens baute Friedrich Hinrich noch einen großen Saal im Garten, der Musik- und Tanzveranstaltungen diente. Seine Enkel Hinrich und Friedrich sollen hier das Tanzen gelernt haben. Auf dem Foto von 1908 ist – von der Straße aus gesehen – links vom Hauptgebäude ein Nebengebäude zu erkennen, dessen Räume im Sommer an zahlende Gäste aus der Stadt vermietet wurden. Möglicherweise handelt es sich hier um den ehemaligen Tanzsaal, der irgendwann später zu einem Sommerhaus umgebaut worden war.

Es ist nicht überliefert, wann Friedrich Hinrich Bultmann mit seiner Familie den neu errichteten Hof bezogen hat. Es dürfte aber spätestens während des Jahres 1791 gewesen sein, da Friedrich Hinrich am 23.11.1791 als neuer Einwohner und Hauswirt in der Vahr den Huldi-gungseid auf den Landesherrn, König Georg II. von England und Kurfürst von Hannover, vor dem Stadtvogt Remmer auf den Glocken am Dom zu Bremen mit folgendem Wortlaut geleistet hat:  Seiner Königlichen Majestät und Churfürstlichen Durchlaucht hold und gehorsam zu sein, deren Bestes nach bestem Wissen und äußersten Vermögen zu befördern, Arges zu kehren, wehren und warnen. (Hartmann S. 140)

In dieser Anfangszeit gehörten zum Hof fünf von der Straße bis zum Achterdiek durchgehende 24 Tagewerk große Kämpe. Im Jahr 1800 erwarb Friedrich Hinrich zu Meierrecht Heuland in der Wetterung (Oberblockland) in einer Größe von acht Tagewerken. Dieses erstreckte sich in einem Stück unterhalb des Kuhgrabens. Um eine eigene Quelle für das auf dem Hof benötigte Brennmaterial (Torf) zur Verfügung zu haben, kaufte Friedrich Hinrich Bultmann für 42 ½ Reichstaler von Dethard und Adelheit Döhle aus der Vahr deren Anteil am Oyter Moor. Der Vertrag vom 4. April ist das älteste erhaltene Schriftstück vom Bultmann-Hof in unserer Familie.

Friedrich Hinrich soll sehr fleißig, sparsam und geschäftstüchtig gewesen sein. Zusätzlich zur Landwirtschaft betrieb er auch eine Hökerei, also eine Gemischtwarenhandlung, und eine Krug- und Schankwirtschaft. Es soll die einzige Gastwirtschaft in dem damals hannöverschen Teil der Vahr gewesen sein. Zu ihr gehörte sonntags sogar Musik und Tanz. Ob das oben erwähnte Nebengebäude oder ein Vorgängerbau diesen Zwecken diente oder ob Räumlichkeiten des Hauptgebäudes dafür herhalten mussten, ist nicht bekannt.

Friedrich Hinrich und Dorothia Bultmann (Schwester seiner früh verstorbenen ersten Ehefrau Anna Elisabeth Lindhorn) starben nach einem harten Arbeitsleben im Abstand eines Tages an der gleichen Infektionskrankheit, vermutlich Flecktyphus. Beide wurden am 9. Okto-ber 1813 auf dem Horner Friedhof begraben. Sohn Warner und Schwiegertochter Gesche widmeten ihnen in den Bremer wöchentlichen Nachrichten das folgende liebevolle und ehrende Denkmal (zitiert nach Hartmann):

Vahr 4 Appril. Anno 1806

Ich und Meine Frau endes unterschrieben thun kund und bekennen für uns und unsere Erben und Erbnehmen [?], das wir unsern antheil Mohr in Oyter Mohr belegen, was jetzt getheilt und ins Künftige noch getheilt wird, an Friedrich Hinrich Bultmann verkauft haben vor 42 1/2 rf sage vor zweiundvierzig Thaler sechsunddreitzig grote, mit aller Ansprüche abtreten. Und von nun an das Mohr Geld und sondtiege unruhn [?] von Friedrich Hinrich Bultmann gefodert wird. Und von nun an zu Seinem Nutzen Gebrauchen kann für ihn und seinen Erben und Erbnehmen

Dethard Döhle

Adelheit Döhlen Gebohren Sanders

Dethard Döhle wurde im August 1755 getauft (KB Horn).  Seine Eltern : Johann Döhle und Gebke geb. Himcken.

Adelheit Döhle stammte aus der Vahr, getauft am 17.8.1766, Tochter von Hinrich Sanders und Wübke geb. Sanders. 

Sie konnte offenbar nicht schreiben und hat deshalb mit ei-nem Kreuz unterzeichnet.

Am Mittwoch, den 6. Oktober traf uns das harte Schicksal, unsere teure Mutter Dorothea Bultmann geb. Lindhorn und die Nacht darauf auch unseren geliebten Vater Friedrich Hinrich Bultmann an ei-nem heftigen Fieber, beide in den besten Jahren, zu verlieren. Wir widmen die Anzeige dieses doppelten Verlustes allen ihren und unseren Verwandten, Freunden und Bekannten, überzeugt dass, wer den rechtschaffenen Lebenswandel, die unverdrossene Tätigkeit, Dienstfertigkeit und treue Pflichtbeses-senheit der Seligen in allen ihren Verhältnissen gekannt hat, ihren Verlust beklagen und unserer gerechten Trauer um die sorgsamsten und liebevollsten Eltern seine Teilnahme nicht versagen wird.

Warner und Gesche Bultmann, geborene Bremermann

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